Happy Losar - Neujahr in Tibet
Es war der erste Empfang dieser Art: Im Tibethaus Deutschland in Frankfurt am Main fanden sich zahlreiche geladene Gäste ein, um miteinander das tibetische Neujahrsfest Losar zu feiern – ganz so wie es in Tibet Sitte ist: mit traditioneller Musik, einem geschmückten Altar und landestypischem Essen. Als weiterer Höhepunkt des Abends wurde ein Förderer- und Spendenbaum enthüllt.
Losar-Empfang mit traditionellen Bräuchen aus Tibet
Den Auftakt zur Feier machte der tibetanische Musiker Loten Namling. In Tracht und mit dabei seine Dran-nye, eine tibetische Laute, begeisterte er mit voller Hingabe und kraftvoller Stimme die Anwesenden mit klassischen tibetanischen Liedern und Darbietungen – fast so, als hoffe er, dass jeder Ton seine Heimat Tibet erreiche. Und das kommt nicht von ungefähr. Loten Namling wurde 1963 in Dharamsala geboren, hat das Land seiner Vorfahren noch nie sehen dürfen. Unterhält man sich mit ihm, sind seine Sehnsucht und sein tiefer Wunsch zu spüren, einmal Tibet besuchen zu können. Und so setzt er sich unermüdlich auf der ganzen Welt mit seiner Musik und seiner Band „Porok Karpo“ (Deutsch: Weiße Raben) für die Freiheit der Tibeter ein, um den tibetischen Freiheitskampf den Menschen mit seiner Musik und Geschichten aus Tibet zu vergegenwärtigen.
Dank für jahrelange Unterstützung
Dass dies ohne die Unterstützung vieler nicht geht, weiß Tibethaus-Geschäftsführer Puntsok Tsering Duechung. Und so brachte der Tibeter seine tiefe Dankbarkeit den Menschen gegenüber zum Ausdruck, die das Tibethaus Deutschland und die Tibethaus Kulturstiftung mit ihrem Einsatz, ihrer Kraft und finanziellen Mitteln über Jahre hinweg fördern, „um etwas Gutes in der Welt zu bewegen“, wie er sagt, und um die Kultur des durch China annektierten Landes Tibet ins Hier und Jetzt zu bringen.
Bräuche zu Losar in Tibet
Einen kurzen Eindruck davon, wie die Tibeter Losar (lo bedeutet Jahr, sar bedeutet neu) feiern, gab Geschäftsführerin Elke Hessel. Wenige Tage vor Losar werden die Familienmitglieder neu eingekleidet und die Häuser gereinigt, der Altar üppig geschmückt und mit Opfergaben versehen. Am Vorabend des Neujahrtages wird traditionell eine Orakelsuppe serviert. Sie enthält neun Zutaten, darunter auch Teigtaschen (Momos), in denen kleine Gegenstände aus verschiedenen Materialien wie Holz, Kohle oder Chili versteckt sind. Wer ein Stück Kohle findet, solle an seinem dunklen Herz arbeiten. Wer ein Teigstück mit Chili bekomme, solle seine scharfe Zunge hüten, war zu erfahren. Bei Sonnenaufgang an Losar machen sich die Tibetaner auf, ihre Verwandten zu besuchen. Am zweiten Losartag werden in den Klöstern Cham-Tänze aufgeführt. Das Losarfest kann bis zu 14 Tage dauern.
Wunsch, dass Diaspora ende
Frankfurts Bürgermeister Uwe Becker, der ebenfalls gekommen war, gratulierte zum neuen Jahr und sagte sichtlich erfreut: „Was kann es schöneres geben, so herzlich und energievoll in ein neues Jahr geführt zu werden.“ Auch er sprach den „guten Geistern, den vielen fleißigen Händen und allen Mitwirkenden“ seinen Dank aus, die das Tibethaus in Frankfurt, das unter der Schirmherrschaft des 14. Dalai Lama steht, zum Schaufenster tibetischer Kultur machen. Er wünsche sich, dass die Diaspora ende und „dass sie so oft nach Tibet reisen können, wie sie wollen, und irgendwann sagen können: Das war eine schlimme und schwierige Zeit“, richtete er sich an die anwesenden Tibeterinnen und Tibeter. Ihren Dank zum Ausdruck brachte auch das Stifterehepaar, das seit 2017 das Tibethaus unterstützt. Die Tibethaus Kulturstiftung bringe mit Empathie und Offenheit noch mehr, als das, was man sich erhofft habe.
Ein Baum mit Kraft und Stärke
Dann folgte mit einer buddhistischen Zeremonie die Enthüllung des Förderer- und Spendenbaums, der vom tibetanischen Künstler Gonpo Kyab gemalt wurde. Dort sind alle, die sich für das Tibethaus mit Einsatz, Kraft und finanzieller Unterstützung einbringen, aufgeführt. Ein Dank mit Symbolkraft: Ein Baum mit einem dicken Stamm, der mit seinen vielen saftig-grünen Blättern offen ist, das Licht aufzunehmen und es in Kraft und Stärke umzuwandeln.
Kurz erklärt: Losar
In Tibet begann am 5. Februar das Jahr des weiblichen Erdschweins. Ein Jahr, das Freude, Wachstum und Zufriedenheit bringen soll. Nach tibetischer Zeitrechnung ist es das Jahr 2146. Die Zeitrechnung übrigens geht auf die Gründung der tibetischen Monarchie im Jahre 127 v. Christus zurück.
Bilder: © @uto-motor-info