Buchtipp: Für Freiheit bereue ich nichts
Shokjang ist Schriftsteller in einem Land, das seit gut 60 Jahren von China besetzt ist und dessen Volk politisch, kulturell und sozial unterdrückt wird – Tibet. Er gehört einer neuen Generation von Tibetern an, die für ihr Heimatland eintreten und es selbstbestimmt in die Zukunft führen wollen.
Geboren wurde Shokjang 1986. Er kommt aus einer bescheidenen Nomadenfamilie. Trotz schwieriger Umstände gelang es ihm, an der Nationalitäten-Universität in Lanzhou ein Studium in tibetischer Literatur aufzunehmen. Er übersetzt chinesische Medien ins Tibetische, ist in den sozialen Medien unterwegs. Im Zuge des tibetischen Aufstandes vor den Olympischen Spielen 2008 wurden die chinesischen Behörden auf ihn aufmerksam: Mit weiteren Studenten organisierte er auf dem Campus Proteste gegen die chinesische Regierung. Gleichzeitig war er an der Ausgabe des Literaturmagazins „östlicher Schneeberg“ beteiligt, in der die Unterdrückung und die Gewalt der chinesischen Obrigkeit gegen die Proteste kritisiert wurden, und gleichzeitig die Bewunderung mit den tausenden tibetischen Protestierenden und das Mitgefühl mit den Opfern zum Ausdruck gebracht wurden.
Ständige Überwachung
Von da an ist Shokjang im Visier der chinesischen Behörden. Im April 2010 stürmten sie sein Studienzimmer, beschlagnahmten Laptops, Bücher, Besitztümer und nahmen den Tibeter fest. Während der Haft wurde er befragt und gefoltert. Nach dem er frei kam, durfte er sein Studium nicht wieder aufnehmen und stand unter ständiger Beobachtung.
„Für Freiheit bereue ich nichts“ ist eine Sammlung von Artikeln, Essays und Gedichten Shokjangs, die er vor seiner erneuten Verhaftung im Jahr 2015 veröffentlichte. Darin setzt er sich in besonderer Weise kritisch mit Chinas Tibet-Politik auseinander. Er prangert die dauernden Verstöße der chinesischen Regierung gegen die Menschenrechte an und fordert Freiheit für das tibetische Volk im eigenen Land. Er tut dies auf besondere, erfrischende Weise mit Worten und behutsam. Wenn man genau liest, geht es ihm nicht nur um Tibet allein. Vielmehr will er die Menschen dazu bringen, sich daran zu erinnern, frei zu denken.
Seiner Schriften missfielen der Obrigkeit und Shokjang wurde im Jahr 2015 wegen angeblicher „Anstiftung zum Separatismus“ verhaftet. Auch seine selbstverfasste sechsseitige gut begründeten Berufung an das Gericht gegen die unrechtmäßige Inhaftierung konnte ihn vor der dreijährigen Haft nicht bewahren. 2018 wurde er aus der Haft entlassen. Dem Engagement vieler mutiger Menschen ist es zu verdanken, dass das Buch in Deutschland erscheinen konnte.
Shokjang, „Für Freiheit bereue ich nichts“, 115 Seiten, 14,95 Euro, erschienen im Lungta Verlag.
Bild: privat